Klasse | Schulstufe | Thema | Themengebiet | Schwierigkeit |
---|---|---|---|---|
5 | Primarstufe | Kantenlängen eines Quaders | Größen und Messen, Raum und Form, Zahlen und Operationen | *** |
Heuristsche Hilfsmittel | Heuristische Prinzipien | Heuristische Strategien |
---|---|---|
Informative Figur, Tabelle, Gleichungen | Zerlegungs- und Ergänzungsprinzip, Invarianzprinzip | Kombiniertes Vorwärts- und Rückwärtsarbeiten, Systematisches Probieren |
Welche Quader-Kantenmodelle kann man aus einem 48 cm langen Draht biegen? Die Länge, die Breite und die Höhe des Quaders sollen ganzzahlige Maße in cm sein. Wie viele verschiedene Möglichkeiten kannst du finden? Schreibe sie auf.
gegeben:
l:= Gesamtlänge des Drahtes l = 48 cm |
Ein Quader hat 12 Kanten, wobei jeweils 4 die gleiche Länge besitzen.
\(l=4a+4b+4c\) | ||
\(\Rightarrow \) | \(48=4a+4b+4c\) | |
\(\Leftrightarrow \) | \(48=4(a+b+c)\) | | \(:4\) |
\(\Leftrightarrow \) | \(a+b+c=12\) |
Möglichkeit |
Kantenlänge a (in cm) |
Kantenlänge b (in cm) |
Kantenlänge c (in cm) |
1 | 1 | 1 | 10 |
2 | 1 | 2 | 9 |
3 | 1 | 3 | 8 |
4 | 1 | 4 | 7 |
5 | 1 | 5 | 6 |
6 | 2 | 2 | 8 |
7 | 2 | 3 | 7 |
8 | 2 | 4 | 6 |
9 | 2 | 5 | 5 |
10 | 3 | 4 | 5 |
11 | 3 | 6 | 3 |
12 | 4 | 4 | 4 |
Somit gibt es 12 verschiedene Möglichkeiten, ein Quader-Kantenmodell aus einem 48 cm langen Draht zu basteln.
Ein Quader hat 12 Kanten, wobei jeweils 4 die gleiche Länge besitzen.
Die Gesamtlänge des Drahtes von 48 cm lässt sich somit in Faktoren zerlegen:
\(48 = 4a+4b+4c\) |
Zunächst wird nun der Fall \(b=c\) betrachtet:
Es werden erst einmal b und c zur größtmöglichen Seitenlänge a ermittelt:
a=10:
\(48 = 40 + 4 + 4\) | |
\(48=4\cdot 10+4\cdot 1+4\cdot 1\) |
\(\rightarrow \quad b=c=1\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 1 | |
Es gilt: \(a+b+c=12\) |
Nun werden die Seitenlängen b und c zur nächstgrößten Seitenlänge a ermittelt und so fort:
a=9:
\(48=36+6+6=4\cdot 9+6+6\) | , da \(4\nmid 6\) |
a=8:
\(48 = 32 + 8 + 8\) | ||
\(\Leftrightarrow \) | \(48=4\cdot 8+4\cdot 2+4\cdot 2\) |
\(\rightarrow b=c=2\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 2 | ||
Es gilt: \(a+b+c=12\) |
a=7:
\(48=28+10+10=4\cdot 7+10+10\) | , da \(4\nmid 10\) |
a=6:
\(48=24+12+12\) | ||
\(\Leftrightarrow \) | \(48=4\cdot 6+4\cdot 3+4\cdot 3\) |
\(\rightarrow b=c=3\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 3 | ||
Es gilt: \(a+b+c=12\) |
a=5:
\(48=20+14+14=4\cdot 5+14+14\) | , da \(4\nmid 14\) |
a=4:
\(48=16+16+16\) | ||
\(\Leftrightarrow \) | \(48=4\cdot 4+4\cdot 4+4\cdot 4\) |
\(\rightarrow b=c=4\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 4 | ||
Es gilt: \(a+b+c=12\) |
a=3:
\(48=12+18+18=4\cdot 3+18+18\) | , da \(4\nmid 18\) |
a=2:
\(48=8+20+20\) | ||
\(\Leftrightarrow \) | \(48=4\cdot 2+4\cdot 5+4\cdot 5\) |
\(\rightarrow b=c=5\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 5 | ||
Es gilt: \(a+b+c=12\) |
Es fällt auf, dass sich diese fünf Möglichkeiten nur für eine gerade Zahl a ergeben. Außerdem lässt sich erkennen, dass a, b und c addiert 12 ergeben müssen, damit die Gesamtlänge des Drahts 48 cm entspricht. Diese Information wird genutzt, um die weiteren Möglichkeiten zu ermitteln. Dabei wird a jeweils festgelegt und b und c so festgelegt, dass die Summe von a, b und c 12 ergibt. Dann wird überprüft, ob die jeweilige Möglichkeit bereits aufgeführt wurde, oder ob es sich um eine neue Möglichkeit handelt. (Dabei können a, b und c vertauscht werden, beispielsweise entspricht der Fall (a,b,c)=(5,1,6) dem Fall (a,b,c)=(6,1,5).)
Es wird zunächst der Fall \(b\neq c\) für alle ungeraden Zahlen a betrachtet und wieder bei der größtmöglichen Zahl für a begonnen:
a=9:
\(48=4\cdot 9+4\cdot 1+4\cdot 2\) |
\(\rightarrow b=1,\quad c=2\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 6 |
a=7:
\(48=4\cdot 7+4\cdot 1+4\cdot 4\) |
\(\rightarrow b=1,\quad c=4\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 7 | |
\(48=4\cdot 7+4\cdot 2+4\cdot 3\) |
\(\rightarrow b=2,\quad c=3\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 8 |
a=5:
\(48=4\cdot 5+4\cdot 1+4\cdot 6\) |
\(\rightarrow b=1,\quad c=6\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 9 | |
\(48=4\cdot 5+4\cdot 2+4\cdot 5\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=5\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 5 | |
\(48=4\cdot 5+4\cdot 3+4\cdot 4\) |
\(\rightarrow b=3,\quad c=4\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 10 |
a=3:
\(48=4\cdot 3+4\cdot 1+4\cdot 8\) |
\(\rightarrow b=1,\quad c=8\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 11 | |
\(48=4\cdot 3+4\cdot 2+4\cdot 7\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=7\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 8 | |
\(48=4\cdot 3+4\cdot 3+4\cdot 6\) | \(\rightarrow b=3,\quad c=6\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 3 | |
\(48=4\cdot 3+4\cdot 4+4\cdot 5\) | \(\rightarrow b=4,\quad c=5\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 10 |
a=1:
\(48=4\cdot 1+4\cdot 1+4\cdot 10\) | \(\rightarrow b=1,\quad c=10\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 1 | |
\(48=4\cdot 1+4\cdot 2+4\cdot 9\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=9\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 6 | |
\(48=4\cdot 1+4\cdot 3+4\cdot 8\) | \(\rightarrow b=3,\quad c=8\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 11 | |
\(48=4\cdot 1+4\cdot 4+4\cdot 7\) | \(\rightarrow b=4,\quad c=7\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 7 | |
\(48=4\cdot 1+4\cdot 5+4\cdot 6\) | \(\rightarrow b=5,\quad c=6\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 9 |
Zuletzt wird der Fall \(b\neq c\) für alle geraden Zahlen a betrachtet:
a=10:
\(48=4\cdot 10+4\cdot 1+4\cdot 1\) | \(\rightarrow b=1,\quad c=1\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 1 |
a=8:
\(48=4\cdot 8+4\cdot 1+4\cdot 3\) | \(\rightarrow b=1,\quad c=3\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 11 | |
\(48=4\cdot 8+4\cdot 2+4\cdot 2\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=2\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 5 |
a=6:
\(48=4\cdot 6+4\cdot 1+4\cdot 5\) | \(\rightarrow b=1,\quad c=5\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 9 | |
\(48=4\cdot 6+4\cdot 2+4\cdot 4\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=4\) |
\(\rightarrow \) Möglichkeit 12 | |
\(48=4\cdot 6+4\cdot 3+4\cdot 3\) | \(\rightarrow b=3,\quad c=3\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 3 |
a=4:
\(48=4\cdot 4+4\cdot 1+4\cdot 7\) | \(\rightarrow b=1,\quad c=7\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 7 | |
\(48=4\cdot 4+4\cdot 2+4\cdot 6\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=6\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 12 | |
\(48=4\cdot 4+4\cdot 3+4\cdot 5\) | \(\rightarrow b=3,\quad c=5\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 10 | |
\(48=4\cdot 4+4\cdot 4+4\cdot 4\) | \(\rightarrow b=4,\quad c=4\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 4 |
a=2:
\(48=4\cdot 2+4\cdot 1+4\cdot 9\) | \(\rightarrow b=1,\quad c=9\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 6 | |
\(48=4\cdot 2+4\cdot 2+4\cdot 8\) | \(\rightarrow b=2,\quad c=8\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 2 | |
\(48=4\cdot 2+4\cdot 3+4\cdot 7\) | \(\rightarrow b=3,\quad c=7\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 8 | |
\(48=4\cdot 2+4\cdot 4+4\cdot 6\) | \(\rightarrow b=4,\quad c=6\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 12 | |
\(48=4\cdot 2+4\cdot 5+4\cdot 5\) | \(\rightarrow b=5,\quad c=5\) |
\(\rightarrow \) wie Möglichkeit 5 |
Somit gibt es 12 verschiedene Möglichkeiten für ein Quader-Kantenmodell mit ganzzahligen Kantenlängen (in cm) aus einem 48 cm langen Draht.
Da die mithilfe der Drahtmodellaufgabe zu erreichenden Kompetenzen die Niveaustufe D nicht überschreiten (vgl. Geförderte Kompetenzen), lässt sie sich in der fünften Jahrgangsstufe einsetzen. Zu diesem Zeitpunkt kennen die Lernenden bereits den Quader als Körper und seine Eigenschaften sowie den Begriff des Umfangs und seine Definition. Sie können zu diesem Zeitpunkt bereits zwischen Flächeninhalt und Umfang von Figuren differenzieren und es ist ihnen somit möglich die Gesamtlänge des Drahtes als die Länge der aneinandergelegten Kanten des Quaders zu betrachten (so wie die in einer Linie aneinander gelegten Kanten einer ebenen Figur dem Umfang dieser Figur entsprechen).
Mit der Aufgabe Drahtmodell werden die inhaltsbezogenen Kompetenzbereiche [L2] Größen und Messen, [L3] Raum und Form und [L4] Gleichungen und Funktionen sowie die prozessbezogenen Kompetenzbereiche [K2] Probleme mathematisch lösen, [K3] Mathematisch modellieren und [K5] Mit symbolischen, formalen und technischen Elementen der Mathematik umgehen aus dem brandenburgischen Rahmenlehrplan (Teil C) Mathematik für die Jahrgangsstufen 1-10 (LISUM, 2015), der ab dem Schuljahr 2017/18 gültig ist, gefördert.
Inhaltsbezogene Kompetenzformulierungen
Größen und Messen [L2]
Kompetenz 1: Die Schülerinnen und Schüler operieren mit Maßen und Einheiten.
"Unterscheiden verschiedener Größen" (LISUM, 2015, Vorstellungen zu Größen und ihren Einheiten nutzen, Niveaustufe D, S.42), "Zuordnen von Größenangaben zu vertrauten Objekten (Repräsentanten)" (ebd.)
Erläuterung: Um die Aufgabe zu lösen, müssen die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass drei Längen für die verschiedenen Möglichkeiten eines Quaders gesucht sind. Sie müssen bei der Lösung einheitlich in der Einheit cm rechnen.
Raum und Form [L3]
Kompetenz 2: Die Schülerinnen und Schüler kennen die geometirschen Eigenschaften eines Quaders sowie die geometrischen Begriffe Höhe, Breite und Länge und deren Zusammenhang zum geometrischen Körper Quader.
"Erkennen, Benennen und Beschreiben geometrischer Körper (Kugel, Würfel, Quader) in der Umwelt und am Modell unter Verwendung wesentlicher Merkmale" (LISUM, 2015, Geometrische Objekte und ihre Eigenschaften beschreiben, Niveaustufe C, S.46)
Erläuterung: Die Schülerinnen und Schüler können sich im Raum orientieren und die Eigenschaften von geometrischen Objekten erfassen und in Sachzusammenhängen anwenden bzw. nutzen.
Kompetenz 3: Die Schülerinnen und Schüler skizzieren das Schrägbild eines Quaders, um die gesuchten Größen (Länge, Breite, Höhe) und die Gleichung für die Gesamtlänge aller Kanten des Quaders zu verdeutlichen.
"Skizzieren der Schrägbilder von [...] Quadern auf Rasterpapier" (LISUM, 2015, Geometrische Objekte darstellen, Niveaustufe D, S.48)
Erläuterung: Wenn die Lernenden das Schrägbild skizzieren, können sie die Gleichung für die Gasamtlänge des Drahtes in Abhängigkeit von den Kantenlängen des Quaders selbst erschließen. Dadurch fällt das Entwickeln von Lösungswegen gegebenenfalls leichter. Die Aufgabenstellung wird durch das Quaderschrägbild verdeutlicht, da das Schrägbild eine Skizze des Kantenmodells darstellt.
Gleichungen und Funktionen [L4]/Mathematisch modellieren [K3]
Kompetenz 4: Die Schülerinnen und Schüler stellen mit ihren Kenntnissen über die Eigenschaften eines Quaders eine Gleichung für die Gesamtlänge eines Drahts, mit dem ein Quader-Drahtmodell gebastelt werden kann, auf, um das gegebene Problem zu lösen.
"Darstellen von außer- und innermathematischen Sachverhalten (auch im Zahlenbereich der gebrochenen Zahlen) durch Zahlenterme und Gleichungen" (LISUM, 2015, Terme und Gleichungen darstellen, Niveaustufe D, S.54), "Nutzen von Variablen im Sinne eines Platzhalters" (ebd.); "Die Schülerinnen und Schüler können Sachsituationen in die Sprache der Mathematik übersetzen und entsprechende Aufgaben innermathematisch lösen" (LISUM, 2015, Mathematisch modellieren, S.20)
Erläuterung: Um die Kantenlängen in Abhängigkeit von der Gesamtlänge des Drahtes ermitteln zu können müssen die Schülerinnen und Schüler eine Gleichung zur Ermittlung der Gesamtlänge des Drahtes in Abhängigkeit von den Kantenlängen a, b und c des Quaders, der gebastelt werden soll, aufstellen. Dazu müssen die Lernenden wissen, dass ein Quader zwölf Kanten besitzt, von denen jeweils vier zueinander parallel sind und die gleiche Länge besitzen.
Prozessbezogene Kompetenzformulierungen
Probleme mathematisch lösen [K2]
Kompetenz 5: Die Schülerinnen und Schüler erschließen Zusammenhänge durch Systematisches Probieren.
"Die Schülerinnen und Schüler können Lösungsstrategien (z. B. vom Probieren zum systematischen Probieren) entwickeln und nutzen" (LISUM, 2015, S.19)
Kompetenz 6: Die Schülerinnen und Schüler nutzen Heuristische Hilfsmittel, wie die Informative Figur und Gleichungen, um die möglichen Kantenlängen für ein Quader-Drahtmodell aus einem 48 cm langen Draht zu ermitteln.
"Die Schülerinnen und Schüler können heuristische Hilfsmittel zum Problemlösen anwenden" (ebd.)
Mit symbolischen, formalen, technischen Elementen der Mathematik umgehen [K5]
Kompetenz 7: Die Schülerinnen und Schüler wenden die Formel für die Gesamtlänge des Drahts in Abhängigkeit von den Kantenlängen an, um die Möglichkeiten für die Kantenlängen zu ermitteln.
"Die Schülerinnen und Schüler können mathematische Hilfsmittel und Werkzeuge sachgerecht auswählen und flexibel einsetzen." (ebd., S.20)
Die Drahtmodellaufgabe hat nach Cohors-Fresenborg et al. bezüglich des ersten Lösungsweges mit insgesamt 7 erreichten Punkten sowie bezüglich des zweiten Lösungsweges mit insgesamt 6 erreichten Punkten einen Schwierigkeitsgrad von ***.
Die Aufgabenstellung besteht aus einfachen Hauptsätzen. Allerdings gibt die Reihenfolge der Sätze keinen Aufschluss über die Reihenfolge der Schritte bei der mathematischen Bearbeitung. Somit lässt sich die Sprachlogische Komplexität der Drahtmodellaufgabe auf Stufe 1 einordnen.
Die Schülerinnen und Schüler müssen sich vor der Bearbeitung der Aufgabe überlegen, wie sie am besten vorgehen. Überlegungen darüber, dass es sinnvoll ist eine Gleichung für die Gesamtlänge des Drahtes in Abhängigkeit von den Kantenlängen aufzustellen und beim Finden der Möglichkeiten systematisch vorzugehen, stellen eine Voraussetzung für die Lösung dar. Somit entspricht die Kognitive Komplexität der Aufgabe der Stufe 2.
Die Lösung der Aufgabe wird durch das Aufstellen einer Gleichung für die Gesamtlänge des Drahtes in Abhängigkeit von den Kantenlängen wesentlich erleichtert, da mithilfe dieser Gleichung die Möglichkeiten für die Kantenlängen eingeschränkt werden können und dadurch ein systematisches Vorgehen ermöglicht wird. Gleiches gilt für die Faktorzerlegung beim zweiten Lösungsweg. Diese Gleichungen sind von den Schülerinnen und Schülern neben der Anfertigung einer Skizze des Quadermodells eigenständig zu erbringen und somit lässt sich die Formalisierung von Wissen in Anbetracht des Einsatzes in einer fünften Klasse auf Stufe 2 ansiedeln.
Beim ersten Lösungsweg ist die Umformung der aufgestellten Gleichung für die Gesamtlänge des Drahtes nach der Summe der Kantenlängen a, b und c erforderlich. Dabei müssen die Lernenden das Distributivgesetz anwenden und eine Rechenoperation der Division durchführen, um die Gleichung äquivalent umzuformen. Dies könnte für die Schülerinnen und Schülern der fünften Jahrgangsstufe problematisch sein, wenn Gleichungsumformungen noch nicht thematisiert wurden oder sie darin noch wenig geübt sind. Deshalb lässt sich die Formelhandhabung bezüglich des ersten Lösungsweges auf Stufe 2 anordnen.
Beim zweiten Lösungsweg sind keine Gleichungsumformungen erforderlich. Allerdings werden beim Finden der einzelnen Möglichkeiten Faktorzerlegungen durchgeführt, wodurch die Lernenden zu den einzelnen Kantenlängen gelangen und jeweils prüfen können, ob mindestens einer der Faktoren 4 ist. Hier sind demnach Lösungsroutinen erforderlich, die auf einfache Weise gesteuert werden können und damit lässt sich die Drahtmodellaufgabe bezüglich dieses Lösungsweges auf Stufe 1 ansiedeln.
Bei der Lösung des Drahtproblems können bei den Schülerinnen und Schülern an einigen Stellen Schwierigkeiten auf dem Weg zum Ziel auftreten. Im folgenden werden zwei solcher Schwierigkeiten dargestellt und es werden Vorschläge für mögliche Hilfestellungen, die den Lernenden in diesen Fällen gegeben werden können, gemacht.
Eine erste Schwierigkeit könnte darin bestehen, sich ein Quader-Drahtmodell vorzustellen und die Eigenschaften eines Quaders bei der Aufgabenlösung zu berücksichtigen. Dies stellt jedoch eine Voraussetzung für die erfolgreiche Lösung dar. In diesem Fall können die folgenden Hilfestellungen gegeben werden.
Allgemein-strategische Hilfen | Inhaltsorientierte strategische Hilfen | Inhaltliche Hilfen |
Fertige eine Skizze vom Quader-Drahtmodell an. | Aus welchen Längen setzt sich die Gesamtlänge des Drahtes zusammen? | Welche Eigenschaften hat ein Quader? |
Was ist in der Aufgabenstellung gegeben? | Durch welche Größen wird ein Quader charakterisiert? Kannst du diese als Hilfslinien in eine Skizze zeichnen? | Was ist ein Quader? |
Im Weiteren könnten die Schülerinnen und Schüler nicht auf die Idee kommen, eine Gleichung für die Gesamtlänge des Drahtes in Abhängigkeit von den Kantenlängen des Quadermodells aufzustellen, um die möglichen Kantenlängen ermitteln zu können. Tritt diese Schwierigkeit auf, so können den Lerndenden folgende Hilfen gegeben werden.
Allgemein-strategische Hilfen | Inhaltsorientierte strategische Hilfen | Inhaltliche Hilfen |
Schreibe dir auf, was gegeben ist. | Wie würden sich die gefundenen Möglichkeiten überprüfen lassen? | Von welchen Größen hängt die Gesamtlänge des Drahtes ab? |
Stelle eine Gleichung für die Gesamtlänge des Drahtes auf. | Kannst du den Zusammenhang zwischen der Länge des Drahtes und den verschiedenen Kantenlängen des Quadermodells in mathematischer Form aufschreiben? | Aus welchen Längen setzt sich der Draht zusammen? |
Falls bereits eine ähnliche Aufgabe, bei der der Umfang einer Figur gegeben war und die möglichen Seitenlängen ermittelt werden sollten, gelöst wurde: Kennst du eine ähnliche Aufgabe? Wie bist du dort vorgegangen? |
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Die Winkeldetektivaufgabe lässt sich sowohl für leistungsschwächere als auch für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler so anpassen, dass sie für die jeweiligen Lernenden eine angemessene Herausforderung darstellt. Diese Differenzierungen bieten auch leistungsschwächeren Kindern die Möglichkeit die gleiche Aufgabe wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu lösen und so ebenfalls zu einer Lösung zu kommen. Im Anschluss an die Bearbeitung können so alle Kinder gemeinsam die Aufgabe besprechen und den schwächeren Kindern wird die Möglichkeit geboten auch ihren Lösungsweg darzustellen, da er von den anderen Lösungswegen abweicht.
Für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler kann die Aufgabe folgender Maßen abgewandelt werden:
Alternative: Anstelle des Drahtes kann den Kindern, wenn in der Schule vorhanden, auch Magnetstäbe gegeben werden. In diesem Fall könnte jeder Stab für einen Zentimeter stehen und die Lernenden können diese zu einem Quader zusammenbauen. Der Vorteil dabei ist, dass die einzelnen Längen festgelegt sind und keine Längen ausgemessen werden müssen. Zudem haben die Kinder ähnlich wie mit dem Draht die Möglichkeit der enaktiven Bearbeitung der Aufgabe.
Für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler gibt es folgende Veränderungsmöglichkeiten für die Aufgabe:
Die Aufgabe kann eingesetzt werden, um das zuvor gelernte Wissen über die Eigenschaften eines Quaders produktiv zu üben. So kann die Aufgabe nicht bewältigt werden, wenn die Lernenden keine Kenntnis darüber haben, dass ein Quader 12 Kanten hat und dass es zu drei unterschiedlich ausgerichteten Kanten jeweils drei parallele Kanten gleicher Länge gibt. Auch eine Vorstellung davon, was unter einem Kantenmodell zu verstehen ist, ist für die Lösung erforderlich. Nebenbei erforschen die Schülerinnen und Schüler bei der Lösung, das Quader-Kantenmodell, bzw. den geometrischen Körper Quader, indem sie verschiedene Heurismen bei der Lösung anwenden (vgl. Heurismen).
Darüber hinaus könnte die Aufgabe als Einstieg in die Thematik "Oberflächeninhalt und Volumen beim Quader" genutzt werden: Die Schülerinnen und Schüler wissen bereits aus den vorherigen Klassenstufen, dass der Umfang von ebenen Figuren der Summe aller Kantenlängen dieser Figur entspricht. Sie wissen außerdem, worin der Unterschied zwischen dem Flächeninhalt einer Figur und dem Umfang dieser Figur besteht. Nun könnte von der zweidimensionalen Ebene in den dreidimensionalen Raum übergegangen werden. Nach der Bearbeitung der Drahtmodellaufgabe könnte die Frage in den Raum gestellt werden, wie sich denn der Umfang von Körpern berechnen lässt und verdeutlicht werden, dass in der vorherigen Aufgabe die Summe aller Kanten des Körpers betrachtet wurde, um die Aufgabe lösen zu können. Allerdings kann man bei dieser Summe nicht vom Umfang sprechen, sondern nur von der Summe der Kanten, denn der Umfang definiert immer die Größe der Begrenzung eines Objektes, ein Körper wird aber nicht durch die Kanten abgegrenzt, sondern durch die Außenflächen. Für einen Körper sind demnach zwei andere Größen charakteristisch: Das Volumen und der Oberflächeninhalt. (Der Oberflächeninhalt eines Körpers könnte als Synonym zum Umfang einer Figur betrachtet werden.)
Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und konstruktive Rückmeldung zum Material.
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